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The call to prayer from the mosque serves as a reminder to the Christian to pray for neighbors in the Arabian Peninsula.  Photo by Josiah Potter

Die Kraft des Gebets

Gebet und Beharrlichkeit waren die Schlüssel auf Davids Weg zum Glauben. „Betet für Länder, auch wenn ihr dort niemanden kennt!“, fordert David auf.

„Ich glaube, dass Gebet der Grund dafür ist, warum ich heute da bin, wo ich bin.“

Gebet verändert Dinge. Vor vielen Jahren legte ein Mann seine Hand auf einer Landkarte auf das Land Jemen und betete, dass Menschen dort zu Jesus als ihrem Retter finden würden. Dass seine Gebete erhört worden waren, hat er dann erfahren, als er einen Freund aus diesem Land fand. Seine heutige Freundschaft mit David* ist eine Antwort auf sein Gebet.

Es war nicht einfach für David an diesen Punkt in seinem christlichen Glauben zu gelangen. Er ist sich sicher: Ohne die Gnade Gottes und die Gebete vieler Jesus-Nachfolger hätte er vermutlich aufgegeben, nach Antworten zu suchen. Doch er dient dem Herrn treu unter den Jemeniten, die ihr Heimatland verlassen haben. Er ermutigt Gemeinschaften von Christen, in ihrem Glauben zu wachsen und zu versuchen, anderen Menschen in ihrem Umfeld von Jesus zu erzählen.

David wuchs im Jemen in einer muslimischen Familie auf. Als Teenager freundete er sich mit Sam* an, einem jungen Ausländer, der gleich neben der Moschee wohnte, die David besuchte. Mit der Zeit lernte er auch Sams Familie kennen und verbrachte Zeit bei ihnen zu Hause. Etwas an ihnen war anders. David hatte eine aufgeschlossene Familie und liebevolle, fürsorgliche Eltern. Aber in Sams Haus spürte er einen Frieden, den er nicht begreifen konnte. Er begann, das Gebet in der Moschee zu vernachlässigen, damit er mehr Zeit mit Sam und seiner Familie verbringen konnte. Eines Tages luden sie ihn ein, einen Hauskreis in seiner Stadt zu besuchen. David konnte diesen Hauskreis zweimal besuchen, bevor Sams Familie den Jemen verließ. Bevor sie abreisten, schenkten sie David eine englische Bibel. Doch David verstand sie nicht und als sein Vater die Bibel fand, warf er sie weg.

David wusste nicht, wohin er sich wenden sollte. Er fragte einen Freund nach Rat und dieser sagte ihm, David hätte sich gegen Allah gewandt, indem er an christlichem Lobpreis teilgenommen hatte. „Ich hatte das Gefühl, mehr gute Werke tun zu müssen, um meine Sünden wiedergutzumachen. Ich begann, meinen islamischen Glauben noch hingebungsvoller zu leben. Ich betete mehr, lernte mehr Koranverse auswendig und verbrachte mehr Zeit in der Moschee“, erinnert sich David. Doch je mehr er den Islam studierte, desto mehr Widersprüche taten sich ihm auf und er begann seinen Glauben zu hinterfragen. Er entschied, dass es nur zwei Möglichkeiten für ihn gab: Entweder er wurde Atheist oder Christ – wobei er sich nicht sicher war, was das bedeutete. Tief in seinem Inneren wusste er, dass es einen Gott gibt. Und aufgrund der Erfahrungen, die er mit Sams Familie gemacht hatte und all der Lehren über Jesus Christus im Islam, entschloss er sich, Jesus zu suchen.

Nun begann eine schwere Zeit des Suchens und Wartens. David brauchte beinahe ein Jahr, um eine Gruppe von Jesus-Nachfolgern in seiner Stadt zu finden. Wenn er Ausländer fragte, ob sie Christen seien und ob sie wüssten, wo sich eine christliche Gemeinschaft träfe, antworteten die meisten mit „Nein“.

An Heiligabend 2004 fand David mit der Hilfe eines ausländischen Freundes endlich eine christliche Gemeinschaft. Am Ende des Gottesdienstes fragte eine Frau, was David hier wolle – niemand aus der Gruppe hatte ihn eingeladen. Er sah sich mit Misstrauen konfrontiert, da die Gemeindemitglieder nicht wussten, wie sie mit diesem Fremden, einem Jemeniten, in ihrer Mitte umgehen sollten. Doch mit der Zeit akzeptierten sie David. Später besuchte er eine Bibelschule in Ägypten. Dort begann er, die grundlegende Theologie des Christentums, den Glauben, die Heilige Schrift, die Bedeutung des Christseins und den Missionsbefehl zu verstehen.

Auf der Suche nach Akzeptanz

Aufgrund von Krieg, Hunger und Verfolgung leben viele Jemeniten im Ausland als Teil der großen jemenitischen Diaspora von Migranten und Flüchtlingen. David dient dem Herrn außerhalb seines Heimatlandes. Er ist an verschiedenen Übersetzungs- und Gebetsprojekten beteiligt und verbringt viel Zeit in einer Gruppe jemenitischer Jesus-Nachfolgern, die auch in dem Land leben, in dem David nun sein Zuhause hat. In einer Gruppe findet ein regelmäßiger Bibelstudienkurs statt und David bemüht sich, mit einer anderen Gruppe einen weiteren Bibelkurs zu beginnen. David beschreibt sein Volk als gemeinschaftsorientiert. Eine der größten Schwierigkeiten für ihn war es, eine Gemeinde zu finden, in die er passte. Christen aus dem Jemen müssen Orte der Annahme finden, wo sie im Glauben wachsen können, wo sie unterstützt und geliebt werden. Sobald sie wissen, dass Menschen sich um sie kümmern und ehrlich mit ihnen sind, beginnen sie sich zu öffnen, erklärt David. In der Diaspora können die Unterschiede zwischen der Kultur des Landes und der jemenitischen Kultur neue Herausforderungen mit sich bringen. Diese Herausforderungen werden umso größer, wenn sich die Jemeniten im Ausland für Jesus entscheiden. Viele wurden verletzt durch die Art, wie sie von ihren eigenen Landsleuten oder den Menschen ihrer neuen Heimat behandelt wurden.

Die Tatsache, dass David im Haus von Sams Familie aufgenommen wurde, ohne hinterfragt zu werden, hat ihn in seiner Suche nach der Wahrheit stark beeinflusst. Als er den Islam infrage stellte, kamen Extremisten auf ihn zu. Sie fragten ihn, ob er sich seiner Erlösung so sicher sei wie die Märtyrer und sprachen davon, ihre Feinde vernichten zu wollen. Im Gegensatz dazu erinnerte sich David daran, wie er und Sam sich mit Christen getroffen hatten. Obwohl er nicht alles verstanden hatte, was dort vor sich ging, sah er, wie die christliche Gruppe für Jemeniten und Muslime betete – dass Gott ihnen den Weg zeigen und sich ihrer erbarmen möge. Das war ganz anders als die Gebete der Muslime und half David zu erkennen, dass Jesus der Weg ist. Es unterstrich auch den Wert des Gebets und die Art und Weise, wie Menschen beten.

Wenn Menschen in ihrem Umfeld auf Muslime treffen, ist es nach Davids Überzeugung wichtig, ihnen Liebe zu zeigen und so zu leben, dass sie Christus widerspiegeln. In Johannes 13,35 heißt es: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ (LUT17) David ist sich sicher, dass es Mauern niederreißt, wenn man Menschen hilft, in einer neuen Gesellschaft Fuß zu fassen. „Beziehungen aufzubauen ist essenziell“, sagt er. „Wenn du Menschen wirklich nahe bist und ihnen ehrlich begegnest, verstehen sie, dass du dich um sie sorgst. Dann werden sie dir auch zuhören, wenn du über deinen Glauben sprichst. Und vor allem: Bete.“

„Betet weiter”, bittet David. „Betet für Länder, auch wenn ihr dort niemanden kennt. Seid gehorsam gegenüber dem Willen Gottes für uns Menschen. Wenn wir nicht selbst gehen können, müssen wir beten. Betet, dass sich Arbeiter in die Ernte berufen lassen.“

*Name geändert

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