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Occupational Therapist bringing hope to Central Asia through Community Based Rehabilitation (CBR) groups.

Hoffnung bringen

Shona durchbricht mit ihrer Arbeit als Ergotherapeutin den Kreislauf von Unfreiheit, Hoffnungslosigkeit und Dunkelheit in Zentralasien.

Shona erinnert sich daran, wie eine Verkäuferin auf dem Markt zwanzig Minuten wartete, bis der Verkäufer am Nachbarstand gegangen war, bevor sie von ihrem Enkelkind mit Cerebralparese (Bewegungsstörungen durch frühkindliche Hirnschädigung) erzählte. „Kannst du uns helfen?“, fragte sie in einem leisen Flehen. Die meisten Familien in dem Teil Zentralasiens, in dem Shona tätig ist, halten ihr Kind mit Behinderung zu Hause in einem dunklen Raum unter Verschluss, wo Nachbarn und die anderen Menschen der Umgebung es nicht sehen können. Shona, eine Ergotherapeutin, arbeitet mit Kindern mit Behinderung und unterstützt ihre Familien durch gemeindenahe Rehabilitationsgruppen, Hausbesuche und Schulungen für lokale Mitarbeiter und Mütter.

Shona lud die Verkäuferin und ihr Enkelkind natürlich zu ihrer Rehabilitationsgruppe ein, in der viele andere Kinder wie ihr Enkelkind waren. In diesen Gruppen spielen die Kinder miteinander, singen Lieder mit einfacher Gebärdensprache, bekommen etwas beigebracht, haben eine Therapiezeit durch Kunst und bekommen dann einen Snack. Wenn eine Familie früher eintrifft, kann das Kind auch eine Einzeltherapie erhalten; dies wird normalerweise von jüngeren Kindern oder Kindern mit schwereren Behinderungen in Anspruch genommen. Für Mütter kann es ziemlich überwältigend sein, einen kleinen Raum voller anderer Mütter und Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen zu betreten. Da die Stadt jedoch klein ist, werden schnell Kontakte geknüpft: „Oh! Du bist die Nachbarin meiner Tante“, „Du bist mit meinem Bruder zur Schule gegangen!“, und so werden sie in diese neue Gemeinschaft aufgenommen. Shona berichtet: „Wir hoffen, dass ein Kind und seine Mutter, wenn sie den Raum betreten, einen Ort der Gemeinschaft und Zugehörigkeit spüren und neue Hoffnung schöpfen, wenn sie Gottes Liebe durch unser Handeln sehen.“

In diesem muslimischen Land schämen sich viele Mütter, weil sie ein Kind mit Behinderung haben, und zwar nicht wegen des Kindes, sondern weil sie glauben, dass es die Strafe für eine Sünde ist, die sie begangen haben. Als eines der ersten Dinge versuchen Shona und ihr Team, wenn sie eine Familie zum ersten Mal treffen, den Kreislauf von Unfreiheit, Hoffnungslosigkeit und Dunkelheit zu durchbrechen und neuen Lebensmut in ihre Situation zu bringen. Hier erfahren die Familien zum ersten Mal von der Liebe Gottes und davon, dass er jeden Einzelnen von ihnen geschaffen hat. „Es ist eine große Ehre, diesen Teil der Geschichte eines Menschen mitzuerleben“, erzählt Shona. Oft ist es das erste Mal, dass sie dies hören, und es ist der erste Schritt, ihren Wert zu offenbaren: der Lichtstrahl, der in eine trübe Situation eindringt. „Bei unserer Arbeit geht es nicht nur darum, denjenigen Zugang zur Ergotherapie zu verschaffen, die sonst keinen Zugang dazu hätten, sondern auch um die Hoffnung und Liebe Gottes.“

Shona wuchs in den schottischen Highlands in einer gläubigen Familie auf und kann sich an keine Zeit erinnern, in der sie Gott nicht kannte. Jedoch kann sie sich gut daran erinnern, wie sie erfuhr, dass Jesus nicht nur eine Geschichte ist, als ihr Sonntagsschullehrer sehr ernsthaft sagte: „Er ist real, er ist ein Teil der Geschichte; er hat wirklich gelebt; er ist wirklich für dich gestorben und er ist wirklich auferstanden“. In diesem Moment, so erinnert sie sich, dachte sie: „Wenn es ihn wirklich gibt, werde ich ihm natürlich folgen.“

In der weiterführenden Schule wuchs Shona weiter in ihrem Glauben und war von starken Führungspersönlichkeiten und Mentoren umgeben, aber „irgendwann habe ich mir ein Bild von jemandem gemacht, der Gott in anderen Ländern dient. Das war ich nicht: Ich bin nicht kontaktfreudig oder extrovertiert“. Der Traum wurde als (zunächst) unerreichbar auf die lange Bank geschoben. Doch schon vor ihrem Abschluss als Ergotherapeutin wusste sie, dass sie nicht im Gesundheitswesen arbeiten wollte, wo der Druck immer größer wurde. Sie hatte das Gefühl, dass die geistliche Seite des Lebens der Menschen in diesem Kontext ignoriert wurde, obwohl der Beruf die ganzheitliche, personenzentrierte Anwendung hochhielt. Shona wollte den Menschen mehr bieten, in das sie hineinwachsen können, und nicht nur ihre körperlichen und geistigen Bedürfnisse erfüllen.

Nach ihrem Abschluss besann sich Shona auf ihren „Kindheitstraum“ und spürte einen so starken Impuls, dass sie ihn nicht ignorieren konnte. Sie fühlte sich nicht zu einer bestimmten Volksgruppe berufen und war ziemlich besorgt über die Möglichkeit, dass Gott sie an einen neuen, unbekannten Ort rufen könnte. Trotz dieser Angst bat sie Gott, sie dorthin zu schicken, wo sie am meisten gebraucht wurde, denn „der Gedanke, Gottes Berufung nicht zu folgen, war angstauslösender als dorthin zu gehen, wohin er mich schickte“. Eine Visionsreise nach Zentralasien wischte alle Ängste beiseite. Sie erinnert sich, wie sie in einer Stadt eine Straße entlangging und spürte, wie sie von Frieden umhüllt wurde und Gott sagte: ,Zuhause, du wirst diesen Ort dein Zuhause nennen‘.

Shona beschränkt sich nicht darauf, Gottes Liebe durch das Rehabilitationsprojekt weiterzugeben, sondern sie lebt diese auch im täglichen Leben mit ihren Nachbarn auf dem Marktplatz und in der Nachbarschaft aus. Den Menschen fällt auf, dass die christlichen Ausländer anders leben und sich entschieden haben, ihr bequemes westliches Leben aufzugeben: „Wir wollen lebendige Beispiele für Christus sein – sein Licht an einem dunklen und hoffnungslosen Ort.“ Es gibt unzählige Gelegenheiten, bei einer Tasse Tee, beim gemeinsamen Backen oder auf dem Markt Geschichten auszutauschen und zu beten. „Tatsächlich,“, fügt Shona hinzu, „fanden wir die Anzahl der Einladungen, die wir erhielten, manchmal überwältigend.“ Der Vers aus Matthäus 6: „Die Ernte ist reichlich, aber der Arbeiter sind wenige“ ist eine Realität, für die das Team betet.

Shona arbeitete in einem kleinen Team in einer abgelegenen und konservativen Gegend des Landes. Das Projekt, in dem sie als Vollzeitkraft arbeitet, lief bereits seit einigen Jahren. Die Entscheidung, das Projekt ins Leben zu rufen, basierte auf Gebet, und die Arbeit wird in diesem Bewusstsein der Abhängigkeit und der Führung durch Gott den Vater fortgesetzt. „Wir sehen wirklich täglich Gottes Hand in der Arbeit hier durch unsere Gebete – es ist wirklich erstaunlich“.

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