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Kunst – ein Schlüssel zu den Menschen

Kunst – ein Schlüssel zu den Menschen

Im Alltag von Kirchen und Gemeinden spielt Kunst in aller Regel nicht die erste Geige. Meist wird sie aus pragmatischen Erwägungen hinter anderen Dingen wie Kinderdienst, Putzdienst, Seelsorge etc. einsortiert. Man kann sie haben, man nimmt sie zur Kenntnis. Die Entdeckung, dass Kunst und Kreativität eine echte Kraft für das Reich Gottes haben, verläuft eher schleppend. 

In der aktuellen Corona-Krise kann man ein wenig auf die Rolle der Kunst in unserer Gesellschaft generell schließen: Man nimmt sie im Normalfall nicht bewusst wahr, sie hat keine eigene Lobby, sie gilt als Selbstverständlichkeit und erst, wenn sie nicht mehr da ist, fehlt sie.

In Zeiten der Pandemie, wenn herkömmliche Kommunikations- und Versammlungsformen fehlen, sind nun neue, kreative Möglichkeiten gefragt, um den Glauben an Jesus Christus zu vermitteln und sich als Kirche und Gemeinde auszudrücken. Die Kunst ist eine eigene Sprache, ja manchmal wird sie als die andere Sprache Gottes bezeichnet. Tatsächlich kann diese Form der Kommunikation vieles in einem neuen Licht zeigen. Sie lässt uns stutzen, genauer hinsehen und -hören.

Dies gilt vor allem auch im Hinblick auf die Frage, wie wir Menschen mit der Frohen Botschaft erreichen können: Man macht sich viele Gedanken darüber, man will Überzeugungsarbeit leisten und stößt doch immer wieder an Grenzen. Doch überlegen wir kurz, wie die Bibel selbst das Wesen und den Willen Gottes vermittelt. Der Kunstpionier Dr. Colin Harbinson sagt in seiner Lehrserie „Stein um Stein“, dass ungefähr 75 Prozent der Bibel Geschichten und Erzählungen sind, 15 Prozent werden in poetischen Formen ausgedrückt und nur zehn Prozent sind offene Instruktionen oder Unterweisungen. In unserer heutigen Glaubenskultur sind jedoch nur mehr geschätzte zehn Prozent unserer Kommunikation darauf ausgerichtet, die Vorstellungskraft des Zuhörers anzusprechen, während 90 Prozent rein unterweisender Natur sind.

Die Bibel kommuniziert durch Symbole und Bilder, denken wir nur an die „Ich-bin“-Worte Jesu. Unser Herr selbst nutzt Gleichnisse, zweifellos eine Kunstform, um Fragen aufzuwerfen und den Zuhörer dazu zu bringen, für sich selbst die biblische Antwort zu finden, was in aller Regel nachhaltiger ist als vorgegebene Antworten zu übernehmen. So ist Kreativität viel mehr als ein Eisbrecher – sie trägt Substanz in sich und stellt Kontakt her, wo aufgrund sprachlicher oder kultureller Barrieren eine Wortverkündigung (noch) nicht möglich ist. Zudem schafft Kunst Identifikation: Wenn Menschen beispielsweise durch Gemälde oder Poetry-Texte vermittelt wird: „Ich sehe dich. Ich kenne deine Not“, dann wird Kunst zum Sprachrohr Gottes und vermittelt den Einsamen und Gestrandeten die Annahme und Barmherzigkeit Jesu.

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