Image
General view of the sunset in the mountains of Central Asia. Photo by Adam Hagy.

Auf dem Weg mit dem Vater

Als Hindu aufgewachsen, erlebte Karun die Befreiung in Christus und erzählt heute die Gute Nachricht unter Muslimen, die ebenfalls durch ihre religiöse Identität gebunden sind.

Karuns* Weg mit Jesus führte ihn von einem indisch-tamilischen Hindu-Tempel im Südafrika der Apartheid zu einer muslimischen Moschee in Zentralasien, vom Drogenkonsum und dem Umgang mit Depressionen hin zur Weitergabe seiner Geschichte der Freiheit mit anderen. Heute, als OM-Leiter in Zentralasien, wendet er seinen kulturellen Wert der Gemeinschaft auf seine Beziehungen an und lädt regelmäßig andere Leiter, Mitarbeiter und einheimische Freunde zu sich an den Küchentisch seiner Familie ein. „Wo wir herkommen, als Inder, passiert alles beim Essen. Es ist ein sehr wichtiger Teil unserer Lebensreise. Eine Tasse Tee trinken, mit anderen Menschen das Brot brechen, ist alles. Alles wird bei Tisch gemacht, genau wie Jesus es gesagt hat", erklärt er.

Neben Beziehungen war auch die Religion ein wichtiger Bestandteil von Karuns Kultur. Als er aufwuchs, wollte er genau wie sein Vater sein: ein Hindu-Priester und Produktionsleiter eines großen Unternehmens, der in der Ortsgemeinde sehr geachtet war. Um in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, nahm Karun an so vielen hinduistischen Festen und Ritualen wie möglich teil, trug Tabletts mit Kokosnüssen, Früchten und anderen Opfergaben zu seinem Vater in den Tempel und brachte die Tabletts anschließend wieder zu ihren Besitzern nach draußen.

„Ich wollte den Menschen helfen, in meinen Augen war es das, was ich machte. So machte ich mich auf den Weg, um mit meinem Vater und im Tempel noch mehr zu dienen.“

Im Alter von 13 Jahren bewertete Karun seine Bemühungen neu. „Ich hatte das Gefühl, dass diese ganze Reise ins Leere lief ... Nichts von dem, was ich spirituell erreichen wollte, geschah.“

Religion und Moral waren in Karuns Gemeinschaft tief verwurzelt, aber Gewalt und Doppelmoral beherrschten die Straßen. „Was die Spiritualität betrifft, so wollte jeder religiös sein, aber in Wirklichkeit war das nur eine Maske“, erklärt er.

Der Wendepunkt

Da er in seinem eigenen religiösen Streben keine Erfüllung fand, begann Karun während seiner Highschool-Zeit zu rauchen, Drogen zu nehmen und sich mit Gangs einzulassen. Während dieser Zeit verlor er zwei enge Freunde. Als er merkte, dass ihm das gleiche Schicksal drohte, setzte er sich eines Tages auf sein Bett und sagte: „Gott, wenn du mich hören kannst, hilf mir.“

Es war ein Gebet, an das er sich noch heute wortwörtlich erinnert: Es war anders als die üblichen hinduistischen Bittgebete, bei denen ein einzelner Gott namentlich genannt wird.

Am nächsten Tag lud ihn einer seiner Nachbarn in der multireligiösen Gemeinde, in der er lebte, zu einer christlichen Jugendgruppe ein. Karun und seine Freunde gingen dorthin, in der Absicht, die Versammlung zu stören; stattdessen zog ihn die Freude und Zufriedenheit, die im Leben der jungen Jesus-Anhänger zu sehen war, in ihren Bann. Einige Wochen später schloss er sich der Gruppe für ein Zeltlager an, wobei er neben den anderen Dingen, die er zum Übernachten brauchte, auch Drogen und Alkohol einpackte.

Auf diesem Camp hörte er eine Stimme, die ihn in die Hauptveranstaltungshalle rief und sagte: „Ich möchte mich mit dir treffen." Als Karun dieser Aufforderung folgte, fand er sich vorne im Saal kniend wieder und antwortete unter Tränen: „Ja, Herr."

An diesem Tag verpflichtete sich Karun, Jesus nachzufolgen, und Gott befreite ihn sofort von seiner Drogensucht, obwohl er danach noch lange Zeit rauchte. Er erwartete, dass seine Familie und seine enge religiöse Gemeinschaft ihn zurückweisen würden, aber überraschenderweise sagte Karun, dass sein Vater seine Entscheidung unterstützte.

Bei näherem Nachdenken wurde Karun klar, dass sein Vater während seiner gesamten Kindheit verschiedene Anregungen willkommen geheißen und lange Gespräche mit den Zeugen Jehovas oder den Mitgliedern der apostolischen Kirche in der Nähe seines Hauses geführt hatte. Karuns Vater hatte ihn sogar eine Zeit lang auf eine christliche Sonntagsschule geschickt. Am ersten Tag hörte Karun dort, wie der Sprecher hinduistische Götzen anprangerte, und rannte nach Hause. Sein Vater zwang aber, wieder in die Kirche zu gehen, um die dort gelehrten Moralvorstellungen zu lernen.

Obwohl er schon früh mit anderen Religionen in Berührung kam, sagt Karun, ist eines der Haupthindernisse für das Evangelium in seiner Hindu-Gemeinschaft dasselbe, wie bei Muslimen in Zentralasien, wo er seit über zwei Jahrzehnten lebt: Identität. „Man hat das Gefühl, dass man sein Volk aufgibt, wenn man seine Religion aufgibt“, sagte er.

Doch die Freiheit, die Karun in Christus fand, war stärker als seine Befürchtungen, seine Kultur zu verlieren. „Ich war gefangen“, erklärte er. „Und ich habe viel gebetet. Ich habe eine Menge Rituale durchgeführt, aber das hat mich nicht befreit. Und dann kam Jesus und sagte: ‚Ich kann das für dich tun.‘“

Karun begann, Beziehungen zu anderen indischen Jesus-Nachfolgern in Südafrika aufzubauen, und er besuchte das OM-Schiff Doulos, als es in einem nahe gelegenen Hafen anlegte. Inspiriert von den jungen Menschen an Bord, die Jesus dienten, bewarb sich Karun als Mitglied und begann einige Monate später als Vorbereitung das Missionsschulungsprogramm von OM in Südafrika. Für ihn war diese Zeit der eigentliche Beginn seiner Reise in der Jüngerschaft. „Vieles von dem, was ich in Christus war, kam zum Vorschein, eine Menge Befreiung, das Abladen von Gepäck, das Verstehen, wer Vater [Gott] ist und sein Herz für mich und seine Mission, all das geschah während dieser Zeit“, sagt er. „Ich erkenne den Wert, zu OM zu kommen und hier in der Jüngerschaft angeleitet zu werden und dann von diesem Punkt aus zu wachsen.“

Aus einer stark segregierten Gesellschaft im Südafrika der Apartheid stammend, war Karun von der internationalen Zusammensetzung des OM-Schulungsprogramms überwältigt. „Am Anfang war es ein ziemlicher Kulturschock für mich“, beschreibt er. Die Erfahrung einer multinationalen Gemeinschaft in der Nachfolge Christi und das Ringen mit seinen eigenen Vorurteilen halfen ihm, den Grundstein für die Zukunft zu legen, die Gott geplant hatte - nicht auf dem Meer, sondern in Zentralasien.

Gott benutzt jede Erfahrung

Während seiner ersten Zeit in Zentralasien traf Karun viele junge Männer, die drogenabhängig waren. „Es war großartig, ihnen zu erzählen, was der Vater in meinem Leben getan hat und von der Veränderung, die ich erlebt habe“, erzählt er. Mit Freude erlebte er, wie sich einer seiner Freunde entschloss, Jesus nachzufolgen.

Ein anderer junger Mann, der die Ausbildung zum Islamlehrer machte, besuchte Karun später drei Monate lang täglich. „Wir saßen zusammen und sprachen über die Bibel. Ich sprach über die Nachfolge Jesu. Wir sprachen über seine Ausbildung als Muslim. Ich sprach über meinen Hintergrund als Hindu“, erinnert sich Karun.

„Ich weiß mehr über die Bibel als du“, sagte der Mann zu Karun, kurz bevor er ging. „Das freut mich“, antwortete Karun. „Aber es geht nicht darum, die Bibel zu kennen. Es geht darum, eine Beziehung zu Jesus zu haben und was das bedeutet.“ Sechs Monate später kam der Mann zurück und klopfte an Karuns Tür. Als er sie öffnete, umarmte ihn der Mann und sagte: „Ich gehöre jetzt zur Familie.“

In Zentralasien diente Karun auch unter einer marginalisierten Volksgruppe, der er seine eigenen Erfahrungen der Rassentrennung in Südafrika weitergeben konnte.

Kürzlich startete OM in Zentralasien sein zweites REACH-Programm: ein Jüngerschaftstraining mit vielen Komponenten, die auch Karun während seiner eigenen Ausbildung in Südafrika gelernt hat. Und ebenso wie er wurden die Teilnehmer aus verschiedenen Ländern mit historischen und aktuellen Konflikten herausgefordert, durch Gottes Wort Einheit und Versöhnung zu schaffen.

Die Erfahrungen in Karuns Leben sind nicht umsonst gewesen. „Gott der Vater nutzt jeden Teil unseres Weges, nicht nur einen“, betont er.

Er hofft, diese Lektion an die Menschen in seiner Umgebung weitergeben zu können – ob Hindus, Muslime oder andere, die noch nicht den Unterschied erfahren haben, den Jesus macht. „Den guten Weg zu gehen bedeutet, alles zu teilen: die Höhen, die Tiefen... und den Menschen zu zeigen, dass Christus uns in all diesen unterschiedlichen Situationen beisteht. Auch wenn es schwierig ist, habe ich immer noch Hoffnung, und ich habe einen Vater, zu dem ich flüchten kann“, bezeugt er.

Vor allem für Hindus mag Jesus nur ein Bild an der Wand sein, verloren unter den unzähligen Göttern, die sie anbeten. Aber wenn man ihn in jeden Moment einbezieht und in seinem Namen für sie betet, wird der Fokus wieder auf ihn gelenkt. „Das Evangelium weiterzugeben ist nicht nur ein leeres Wort, das man zu den Menschen spricht, sondern es geht um deinen Lebensstil, um die Gemeinschaft, um Beziehung", so Karun. „Unser Weg mit Jesus ist mehr als nur Religion.“

Beten Sie, dass Jesus-Nachfolger verstehen, wer sie in Jesus sind und welchen Einfluss sie in den am wenigsten erreichten Gemeinden ausüben können, indem sie nicht nur Worte, sondern auch ihr Leben teilen. Beten Sie für Karun und seine Frau, dass sie mit Gott verbunden bleiben und seiner Führung in ihren Leitungspositionen folgen. Beten Sie für die neue Generation zentralasiatischer Christen, die herausgefordert sind, in die Mission zu gehen und ihre Rolle anzunehmen, das Evangelium mit denen zu teilen, die noch nie von der gelebten Liebe Christi gehört oder sie erlebt haben.

*Name geändert

Teilen auf