Image
Two young women build friendships over tea. Photo by Rebecca Rempel.

Liebe schreibt sich Z-E-I-T

Vertrauen innerhalb des persönlichem Umfelds aufzubauen, ist für die wirkungsvolle Weitergabe der Liebe von Jesus grundlegend, erzählen Anna und Noah.

Das Evangelium den am wenigsten Erreichten weiterzugeben, ist besonders in den ländlichen Gebieten Nordafrikas schwierig, wo jeder Versuch, die muslimische Bevölkerung zu erreichen in einer Verschleppung oder Verhaftung der Jesus-Nachfolger enden kann. Obwohl es schätzungsweise 200 Jesus-Nachfolger in dieser Gegend gibt, müssen sie ihren Glauben bedeckt halten. Ansonsten riskieren sie, von der Familie oder Gesellschaft geächtet zu werden, was den Verlust des Arbeitsplatzes oder physische Verfolgung bedeuten kann. In dieser abgelegenen Gegend kann der Besuch eines Arztes, was viele im Westen als lästig, aber wenig herausfordernd empfinden, schon einmal mehrere Tage in Anspruch nehmen.

Trotz dieser Schwierigkeiten gebrauchen Anna* und ihr Mann Noah* ihre Fähigkeiten, um das Evangelium zu verbreiten und wertvolle Beziehungen innerhalb ihres Umfelds zu bauen.

Anna, eine ehemalige Krankenschwester aus Deutschland, nutzt ihre medizinischen Kenntnisse, um Frauen in Nordafrika zu helfen, von denen viele nicht lesen können und keinen ausreichenden Zugang zu medizinischer Hilfe haben. Dennoch war Anna zunächst nicht besonders begeistert davon, Krankenschwester zu werden. „Ich war ein Wildfang“, sagt sie. Während sie aufwuchs „war ich umgeben von Krankenschwestern. Alle meine Freunde machten eine Ausbildung in der Krankenpflege und ich sagte immer, dass ich niemals, niemals selbst Krankenschwester werden würde.“

„Und dann bekam ich eines Nachts diese Eingebung von Gott“, erzählt sie weiter. „Er sagte: ‚Anna, du wirst in diesem Krankenhaus Krankenschwester.“

Seitdem hat Anna die Krankenpflege als einen grundlegenden Teil ihrer Identität angenommen.

„Es fühlt sich an wie etwas, das Gott mir gegeben hat“, erklärt sie. „Ich bin Christin und ich bin eine Krankenschwester.”

Ein Leben des Dienstes

Anna und Noah, ein australischer Missionar, schlossen sich OM 1999 zunächst an Bord der Doulos an. Auf dem Schiff dienten sie viele Jahre, doch Noah wünschte sich oft, mehr für die Verbreitung des Evangeliums zu tun, besonders unter den Unerreichten in Nordafrika.

„Viele Jahre schon war ich generell von dieser Region fasziniert“, erklärt er. „Ich hatte Verbindungen dorthin und war beeindruckt von der Kultur. Ich sah das große Bedürfnis nach mehr Evangelisation und darum spürte ich den Wunsch, in diesem Teil der Welt zu arbeiten.“

Doch aufgrund der strengen Regeln, die die Weitergabe des Evangeliums in diesem Land betreffen, brauchte Noah einen Grund, um in dieser Gegend zu sein, die nicht das Aufsehen der Behörden erregen würde.

Noah kehrte in sein Heimatland zurück, um einen Abschluss in der Wirtschaft zu machen. Mithilfe dessen, was er gelernt hatte, zog er mit seiner Familie 2017 nach Nordafrika. Kurz darauf erkannte Noah, dass seine Arbeit dringender in einem kleinen Dorf benötigt wurde, wenige Stunden von der Stadt entfernt, in der sie anfänglich lebten, und so zogen sie um.

Die Bedeutung von Gastfreundschaft und Beziehungen

Eine Sache, die Anna und Noah in diese Region gezogen hat, ist die große Bedeutung von Beziehungen und Gastfreundschaft.

„Die Menschen laden dich ständig zu sich nach Hause ein“, erzählt Anna. „Du läufst die Straße runter und die Leute rufen: ‚Hey, komm rein, trink einen Tee!‘ Das ist ganz anders als in unseren eigenen Kulturen.“

Dennoch geht diese starke Prominenz von Gastfreundschaft mit einem generellen Misstrauen gegen ausländische Menschen oder Ideen einher.

„Wenn dich jemand nicht kennt, hat er keinen Grund, dir oder dem, was du sagst zu vertrauen“, erklärt Noah. „Wenn du also einfach auftauchst und mit Menschen sprichst, versuchst, etwas rüberzubringen, werden sie wahrscheinlich höflich sein, dir zuhören und so weiter, aber dem, was du sagst, nicht unbedingt viel Bedeutung beimessen.“

Um das Evangelium weiterzugeben, muss man daher Vertrauen innerhalb seines Umfelds aufbauen. Glücklicherweise tut Noahs Job genau das.

Vertrauen und Beziehungen aufbauen

Noah erklärt, dass seine Arbeit ihm erlaubt, diese „geistlichen Gespräche“ mit den Menschen zu führen.

Zeit mit den Menschen zu verbringen, hat bereits Früchte gebracht. Noah stellte einen Mann ein, um ihm in seinem Geschäft zu helfen. Während sie zusammen arbeiteten, kamen sie ins Gespräch. Aufgrund der kulturellen Unterschiede fand Noah es jedoch schwer, eine gemeinsame Basis zu finden – bis ihm etwas auffiel.

„Immer wenn wir zusammen waren, betete ich“, so Noah. „Manchmal dankte ich Gott einfach für die schöne Schöpfung oder das gute Wetter oder bat um Bewahrung.“

„Als Muslim würde er nie ‚Nein‘ zu Gebet sagen“, fügt Noah hinzu. „Sie glauben an das Gebet und respektieren Menschen des Glaubens. Für sie ist es darum kein Problem, wenn du deinen Glauben auslebst.“

Mithilfe dieser Verbindung konnte Noah eine Beziehung zu seinem neuen Angestellten aufbauen. Über die Zeit einiger Jahre des Gebets und Austauschs wurde der Mann neugierig gegenüber dem Evangelium. 2022 übergab er sein Leben schließlich Gott. Seither erzählt der junge Mann anderen in seinem Umfeld eifrig von der Guten Nachricht von Jesus.

„Sein Vater und seine Schwestern sind interessiert“, erzählt Anna. „Von diesem Domino-Effekt zu hören, ist wirklich wunderbar, finde ich.”

Auch Noah ist von dieser Leidenschaft, das Evangelium weiterzugeben, ermutigt. „Es tut so gut, diesen Mut zu sehen, der in manchen Jesus-Nachfolgern ist, und die Art, wie sie an andere weitergeben, was sie selbst gelernt haben.“

„Wir wollen keine Menschen in Isolation sehen“, fügt er hinzu. „Wir wünschen uns, dass Gemeinschaften entstehen, sodass es Gebet, Ermutigung und gemeinsame Nachfolge innerhalb ihrer eigenen Kultur gibt.“

Liebe schreibt sich Z-E-I-T

Während ihr Mann Verbindungen aufbauen und das Evangelium direkter weitergeben kann, ist Anna durch die kulturellen Normen der Region eingeschränkt. Dennoch gebraucht Anna ihre Ausbildung als Krankenschwester, um Frauen zu helfen und sich um sie zu kümmern.

Die lokale Sprache stellte sich als Hürde dar. „Es ist sehr herausfordernd“, stellt Anna fest. „Mir fällt es schon schwer, in den Laden zu gehen und zu sagen, ich möchte dies oder das. Ich muss immer noch so viel darüber nachdenken.“

Trotz der sprachlichen Barrieren hat Anna große Fortschritte darin gemacht, das Vertrauen der Frauen zu gewinnen, indem sie Zeit mit ihnen verbringt. „Wir sagen oft, dass Liebe in dieser Sprache als Z-E-I-T geschrieben wird“, sagt sie lächelnd. „Indem du einfach Zeit mit den Menschen hier verbringst, fühlen sie sich geliebt.“

Anna erklärt, dass Zeit-verbringen mit den Frauen in der Gegend schon das einfache Aufpassen auf deren Kinder sein kann, während sie die Hausarbeit erledigen. „Es müssen keine großen Sachen sein“, meint sie. „Einfach kleine Sachen.“

Denjenigen, zu denen Anna eine Beziehung aufgebaut hat, hat sie auch vom Evangelium erzählt und ihnen geholfen, ihren Selbstwert neu zu erkennen. „Sie fühlen sich, als ob sie nichts zu bieten hätten, weil sie ungebildet sind und weder lesen noch schreiben können“, erklärt sie. „Aber ich möchte ihnen etwas geben, sodass sie sagen können: ‚Hey, ich weiß etwas!‘“

Auch wenn die Weitergabe des Evangeliums oft viel Zeit in Anspruch nimmt, sieht Anna auch Ergebnisse. Als sie eine einheimische Gläubige mit einer anderen Ausländerin besuchte, nahm Anna eine „ziemlich kleine, scheue Dame“ wahr, die still im Hintergrund stand. Irgendwie kam das Gespräch auf den Tod und die kleine Dame horchte auf. „Sie sagte, bevor sie eine Jesus-Nachfolgerin wurde, hatte sie Angst vor dem Tod“, erinnert sich Anna. „Aber jetzt, wo sie Christin ist, hat sie keine Angst mehr.“

„Allein zu hören, wie sie das vor einem anderen Familienmitglied sagt, ist ermutigend“, so Anna.

„Es mögen wirklich kleine Schrittchen sein“, sagt sie weiter. „Es gibt keinen großen Knall, aber schon allein das zu sehen, ist sehr, sehr besonders.“

Langsam, aber stetig

Anna und Noah bestätigen, dass sich das Evangeliums in dieser Region nur langsam verbreitet.

„Es ist nichts, von dem man täglich Frucht sehen würde“, meint Anna. „Aber es ist ein Weg, den Menschen dort zu begegnen, wo sie das Evangelium brauchen.“

Dennoch sind Noah und Anna glücklich über die Veränderung, die sie über die letzten sechs Jahre sehen konnten.

„Wir kennen eine Handvoll Menschen, die zum Glauben gekommen sind, schon das ist total aufregend“, erklärt Noah. „Wenn man mit Leuten spricht, die schon vor 20 Jahren hier waren, erzählen sie, dass sie keine Früchte sahen. Oder einen oder zwei Christen in Jahrzehnten. In den letzten zehn Jahren gab es aber eine große Zunahme.“

„Da ist definitiv dieses Gefühl, dass sich etwas bewegt“, sagt Noah. „Auch, wenn es aus unserer Perspektive langsam erscheinen mag.“

Beten Sie mit uns, dass Annas und Noahs Sprachfertigkeiten besser werden, um das Evangelium wirkungsvoller unter den am wenigsten Erreichten in Nordafrika weiterzugeben. Beten Sie um weitere finanzielle Unterstützung für die Mission in dieser Region und dass Noahs Freund ein treuer Verkündiger unter seinem Volk sein kann, trotz aller Widerstände. Beten Sie, dass Anna die Herzen der Frauen erreicht, unter denen sie dient, und dass diese ihren Wert in den Augen Gottes erkennen.

*Name geändert

Teilen auf