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Familie Bülow

Über 60 Familien sind mit OM Deutschland im Einsatz. Oft steht der Ehemann und Vater im Dienst, doch wie sieht das Leben zwischen Mutter- und Missionarsdasein aus? Wir haben dazu fünf Frauen befragt. Leider mussten diese Interviews für die Global gekürzt werden, weswegen Sie hier nun das komplette, inspirierende und ungekürzte Interview finden:

Anne hat drei Kinder zwischen ein und sieben Jahren, lebte sieben Jahre in Südafrika und ist mit ihrer Familie seit eineinhalb Jahren wieder in Deutschland.

Natja hat zwei Kinder, einen Jungen, neun Jahre und eine Tochter, sieben Jahre, lebt mit ihrer Familie seit 2007 in Montenegro.

Lydia ist mit ihrer Familie seit 2006 in Zentralasien unterwegs, „zuerst mit zwei ganz kleinen Kindern (vier und zwei Jahre), und im Laufe der Jahre sind es dann vier Kinder geworden. Mittlerweile hat die Familie sogar Teenies."

Christiane lebt mit ihrer Familie seit genau drei Jahren in Pretoria, Südafrika. Sie hat vier Kinder, wobei die älteste Tochter (18 Jahre alt) nun wieder zurück nach Deutschland gegangen ist. Somit leben vor Ort ‚nur' drei Kinder im Alter von ein, drei und 13 Jahren.

Miriam und ihre Familie lebt seit 2003 in Nordengland und hat zwei Töchter, die beide im Teenageralter sind.

Hast du neben dem Muttersein noch andere Aufgaben?

Anne: Ich arbeite ein paar Stunden in der Woche für OM Europa von zu Hause aus am Laptop, außerdem coache/mentore ich noch zwei junge Frauen, die einen Jahreseinsatz mit OM machen. Bisher sind die Kinder noch zu klein, als dass ich eine geregelte Arbeit/Bürojob machen kann.

Natja: Ich bin in unserem Team für Personal und Finanzen zuständig, außerdem bin ich Teil unseres deutschen Sprachcafés und arbeite mit Familien, die autistische Kinder haben.

Lydia: Wie bei jeder anderen Mutter ist das natürlich nicht meine einzige Rolle. Ich bin ja auch Ehefrau, Teammitglied, Freundin bzw. Bekannte von deutschen/internationalen und einheimischen Frauen (interessante Mischung!). Ich bin aktiv im Gemeindebau vor Ort und nebenher, soweit die Zeit es erlaubt, auch Englischlehrerin in unserem Sprachinstitut.

Christiane: Ich bin im Fahrdienst, Reinigungsservice, im Lieferdienst, im Kochdienst mit neuen Herausforderungen, wie ohne Kuhprodukte, Zucker und Weizen bis glutenfrei zu kochen und zu backen, und noch in so einigen anderen Diensten beschäftigt. Spaß beiseite, bei OM springe ich hier und da mit ein, wenn es zum Beispiel auf unserem Trainingsgelände das Einführungsseminar stattfindet. Das kann ich dann immer gut mit den Kindern „koppeln", denn sie lieben es, dort auf dem Gelände herumzutoben, und so kann ich dann die Mitarbeit auch genießen. Meine große Tochter bringt sich dann auch gerne in verschiedene Aufgaben mit ein.

Miriam: Ich arbeite als Grafikerin in einem Team mit, das innerhalb von OM Schulungen für interkulturelle Teams anbietet, genannt TeamWorks. Dort helfe ich bei der Erstellung des Kursmaterials und des Materials für die zukünftigen Trainer mit. Meine Kollegen sind in den USA und in Holland. Außerdem habe ich seit einigen Jahren mein eigenes kleines Gewerbe, wo ich mit Dekorationsartikeln, Marmeladen, Chutneys u. v. m. vor allem in der Vorweihnachtszeit kreativ bin.

Wie empfindest du den Spagat zwischen Missionarin- und Muttersein?

Anne: Ich bin als Ehefrau auf das Missionsfeld gegangen, die Kinder kamen später dazu. Am Anfang war ich sehr beschäftigt und hatte meinen normalen Dienst. Nachdem unser erstes Kind kam, musste ich viel herunterfahren. Ich habe meine Grenzen erkannt und nicht mehr so viel gemacht. Aber es war auch ein Prozess, bis ich erkannt habe, dass die Kinder zur Zeit mein Missionsfeld sind. Und auch Hausfrau zu sein, damit mein Mann weiterhin gut seinen Dienst machen kann. Ich bin weiterhin Missionarin und nehmen zur Zeit die Unterstützerrolle ein und arbeite mehr im Hintergrund. Außerdem habe ich gelernt, wie ich durch meine Kinder Missionarin sein kann, indem ich Zeit im Kindergarten, mit Freundinnen und deren Müttern verbringe.

Natja: Prioritäten sind eine große Herausforderung, denn wenn man mit Menschen zu tun hat, gibt es nicht immer einen Zeitplan, der im Vorfeld abgesteckt werden kann. Ich möchte meinen Kindern ein positives Bild vom Missionarsleben geben und ihnen zeigen, dass sie trotz meiner „geistlichen Berufung" über dem Dienst stehen. Das ist nicht immer einfach. Ich versuche mir bewusst Zeit zum Spielen zu nehmen und sie nicht zu zwingen an allen möglichen Terminen teilzunehmen, wie bei Gebetsabenden und Bibelarbeiten. Allerdings sind mein Muttersein und mein missionarischer Lebensstil nicht trennbar, deshalb versuche ich wohl auch gar nicht einen Spagat zu schaffen, sondern mich mit beiden Rollen linear und in gesunder Art und Weise weiterzuentwickeln.

Lydia: Als „Missionarin" würde ich mich niemals bezeichnen, weil das in unserem Land ein sehr negativ besetzter Begriff ist. Ich bemühe mich aber darum, als authentische Jesus-Nachfolgerin zu leben und andere auch dazu einzuladen. Die nächsten Menschen, die mir Jesus dabei ans Herz gelegt hat, sind natürlich mein Mann und meine Kinder. Ich kann nicht für andere etwas sein, was ich nicht auch in meiner eigenen Familie glaubhaft bin. Ich denke, wenn man den Dienst und den Rest vom Leben total voneinander abtrennt, dann stimmt irgendetwas nicht und man wird auf lange Sicht gesehen krank. Ich möchte mich in allem, was ich tue, von Jesus leiten lassen. An manchen Tagen bin ich mehr zu Hause, weil ich den Eindruck habe, die Kinder brauchen mich. An anderen Tagen kümmert sich jemand anderes um unsere Kinder und bin ich mehr unterwegs und besuche einheimische Frauen. Viele kommen auch gerne zu uns in unser Haus – da fließt der Dienst an den eigenen Kindern und anderen Menschen dann zusammen. Die Kinder sind mit hineingenommen, weil wir als ganze Familie die, die zu uns kommen, aufnehmen und uns um sie kümmern. Gott hat uns unkomplizierte, kontaktfreudige Kinder anvertraut, das ist natürlich ein Vorteil, wenn man ein offenes Haus hat. Viele Kontakte ergeben sich auch erst über die Kinder. Ich bete aber auch um Weisheit, immer wieder die richtige Balance zu finden, dass die Kinder nicht nur ein Teil des Dienstes sind, sondern dass ich auch sensibel dafür bin und gerne und genügend Zeit nur mit ihnen verbringe, wenn sie das brauchen.

Christiane: Den Spagat zwischen meinem Muttersein und dem missionarischen Dienst gibt es nicht. Denn bevor wir hier nach Afrika gekommen sind, hat mir Gott ganz klar gesagt, dass meine Familie im Vordergrund stehen soll und nicht die Aufgaben der Mission an sich. Insofern nehme ich hier nur Aufgaben an, die ich neben meiner Vollzeitbeschäftigung als Mutter ohne Spagat tätigen kann.

Miriam: Ich denke, mir geht es da nicht anders als anderen Frauen, die berufstätig sind. Allerdings habe ich den Vorteil, da ich von zu Hause arbeite, flexibler zu sein als die meisten Mütter hier in Großbritannien (überwiegend sind beide Elternteile berufstätig, da ein Einkommen pro Haushalt meist nicht ausreicht), so bin ich zu Hause, wenn meine Mädchen um 15.40 Uhr aus der Schule kommen. Außerdem kann ich mich deswegen gut in die missionarischen Aktivitäten unserer Ortsgemeinde einbringen (unser OM-Team ist ein Büro-Team, das die Teams weltweit in verschiedenen Bereichen wie z. B. IT oder Personal unterstützt, aber keine eigenen missionarischen Projekte vor Ort hat).

Welche Herausforderungen ergeben sich, wenn man Kinder in einer fremden Kultur großzieht?

Anne: Die Familie sieht nicht, wie unsere Kinder aufwachsen und können keine tiefe Bindung zu ihnen aufbauen. Die Heimataufenthalte helfen leider nur teilweise. Unsere Erstgeborene fühlt sich nicht komplett als Deutsche und auch nicht als Südafrikanerin. Die Kinder können keine tiefen Freundschaften aufbauen, weil andere Missionare kommen und gehen oder man öfters umzieht. Man muss immer wieder schauen, dass man einen gerade Weg fährt. Denn manchmal kollidieren Kultur, Ansprüche und Erziehung miteinander.

Natja: Eine große Herausforderung ist der Umgang miteinander, da Montenegro doch eher ein raues Klima hat. Meine Kinder sind oft sensibler und nicht so „aufmüpfig", wie die Kinder um sie herum, das bringt öfter Tränen oder Konflikte. Außerdem gehen Kinder hier sehr spät ins Bett, während ich meinen Kindern zwölf Stunden Schlaf ermöglichen möchte. Meine Kinder sind jetzt schon so groß, dass sie verstehen, dass sie aus einem anderen Land kommen und deshalb manchmal anders behandelt werden, das tut mir als Mutter weh. 

Lydia: Als Eltern ist man ja nicht selbst in der fremden Kultur aufgewachsen und kennt sie daher auch nur bruchstückhaft, wenn auch – über die Jahre – mit zunehmenden Verständnis. Als Eltern liegt die eigene Identität ja auch nach Jahren noch primär in der Herkunftskultur, bei den Kindern ist das anders. Sie hängen irgendwie dazwischen, können sich mit manchen Aspekten aus beiden Kulturen identifizieren, aber eben nicht mit allen. Sie sind als „Drittkulturkinder" geprägt von diesem zwischen den Kulturen-Leben. Das unterschiedliche Essen oder die unterschiedliche Art, sich zu kleiden, sind dabei die kleineren Herausforderungen. Damit können Kinder in der Regel gut umgehen. Viel tiefer ist vor allem die Frage: Wer bin ich? Wer bin ich in Deutschland? Und wer bin ich in Zentralasien? Bin ich nur das, was ich tue oder wie ich mich kleide oder was ich esse? Was macht mich denn eigentlich aus? Vor allem bei älteren Kindern kommen solche Gedanken immer wieder hoch, verstärkt natürlich bei jedem Ortswechsel (Deutschlandaufenthalt und zurück). Nicht nur wir selbst reisen hin und her, auch unser Umfeld verändert sich häufig: Die einen ausländischen Kollegen kommen, die anderen gehen, einheimische Freunde ziehen plötzlich mit ihrer Familie in ein anderes Land … Abschiednehmen gehört zum Alltag und so schön es ist, neue Menschen kennenzulernen, so stark schmerzt es auch, lieb gewordene Freunde wieder loszulassen. Wir als Eltern sehen es als riesige Aufgabe und Chance, unsere Kinder durch all die vielen Wechsel zu begleiten, mit ihnen beim Abschied zu trauern und sie bei jedem Neuanfang zu ermutigen. Und sie in dem zu bestärken, dass ihre wirkliche Identität nicht in einer Nationalität liegt oder in etwas, das sie tun oder lassen, sondern darin, dass sie zu Jesus gehören und er immer bei ihnen ist, ganz egal, wo sie sind und was sie wie machen.

Christiane: Eine Herausforderung war für uns an einem Sonntagmorgen, als wie eine schwarzafrikanische Gemeinde im Township besuchten. Wir hatten uns allesamt nett angezogen, so wie man es eben macht, wenn man zum Gottesdienst geht. Da wir etwas im Zeitdruck waren, hatten wir Eltern auch gar nicht so genau hingeschaut, was unsere Teenager-Mädchen sich angezogen hatten. Doch normalerweise wissen sie aus dem Missionstraining, dass es bestimmte Kleiderordnungen gibt, die man einhalten sollte, wenn man in bestimmte Gegenden wie das Township, bestimmten Gemeinden oder Hochzeiten geht – dass man sich entsprecht „bedeckt" anziehen muss. Aber wie gesagt, es war Hektik an dem Morgen und so ging das unter. So kamen wir in der Gemeinde an, wurden als Gäste herzlichst begrüßt und gleich gebeten in der ersten Reihe Platz zunehmen. Und da saßen wir dann, wie auf dem Präsentierteller. Erst da fiel uns auf, das unsere Älteste an dem Tag einen für diese Gegend und Gemeinde recht kurzen Rock anhatte. Zu spät. Da kam dann auch schon eine Dame von der Gemeinde angeeilt und brachte ihr eine rote Decke. Meine Tochter schaute sie verdutzt an, da sie dachte, dass es eine Tischdecke war. Jedoch nach dem Hinweis diese über ihre Beine zu legen, um sie zu bedecken, wurde ihr schnell bewusst, dass es ein Kulturfehler war, sich diesen Rock am Morgen anzuziehen. Seitdem werden wir immer von den Mädels vorher gefragt, was sie anziehen sollen, wenn wir wieder mal eine andere Gemeinde besuchen wollten.

Miriam: Meine Mädchen sind auf jeden Fall „Drittkulturkinder" – d.h. aus zwei verschiedenen Kulturen, die deutsche und englische, haben sie beide für sich eine dritte „Mischkultur" entwickelt. Um ein Beispiel zu geben: Wir haben an Weihnachten zweimal Bescherung – am Heiligen Abend und dann auch am „Christmas Day" (25.12.) und beide Ereignisse sind gleich wichtig. Meine Mädchen kennen einige der deutschen Kinderhelden wie Pippi Langstrumpf und Kindersendungen wie die Augsburger Puppenkiste, mit denen auch wir aufwuchsen, aber die Kinderlieder die sie von klein auf gelernt haben, sind die hiesigen „nursery rhymes". Das stiftet auch Verwirrung – als sie noch jünger waren, sagte mir eine meiner Töchter: „Mama, die Deutschen denken, ich bin Engländerin und die Engländer denken, ich bin Deutsche."

Was ist das Positive daran?

Anne: Die Kids bekommen einen größeren Weitblick. Sie haben internationale Freunde, lernen neue Sprachen. Deutsch wird zur Geheimsprache, wenn sie was fragen wollen was nicht jeder mitkriegen soll oder wenn wir mit ihnen schimpfen müssen. Sie wachsen, was Ausdrücke angeht, etwas behüteter auf. Wir können beeinflussen, was sie hören. Die Kinder sehen auch, dass es ein richtiges Leben gibt, was aus Armut, Leid, Freude besteht.

Natja: Positiv empfinde ich die Einstellung der Menschen hier zu Familie: Alle lieben Kinder und Kinder sind immer bei allem mit dabei, nie ausgeschlossen oder „zu klein". Ich sehe auch Vorteile für meine Kinder für ihr späteres Leben, da sie dreisprachig aufwachsen, andere Kulturen kennenlernen und ein buntes, positives Bild von Menschen aller Nationen aufwachsen.

Lydia: Unsere Kinder wissen, dass vieles nicht absolut ist. Ihnen ist klar, dass die Menschen in Deutschland anders leben als die in Zentralasien, dass sie anders essen, sich anders kleiden, ihr Zuhause anders aussieht etc. Sie verurteilen andere nicht gleich, nur weil sie anders sind. Sie sind flexibel und können sich anpassen. Und vielleicht fällt es unseren Kindern auch leichter zu unterscheiden, was wirklich wichtig ist, und auf was es im Leben wirklich ankommt.

Christiane: Unsere Kinder und wir Eltern haben gelernt, dass wir uns nicht immer als Maßstab nehmen dürfen und dass es in anderen Kulturen nicht schlechter zu geht als daheim, sondern nur anders. Und auch das „anders sein" etwas Besonderes haben kann und manches mal sogar besser ist. 

Miriam: Ich denke, meine Mädchen haben von klein auf geübt, sich anzupassen, sind flexibel, schätzen Freundschaften über Ländergrenzen hinweg. Sie halten z. T. Kontakt zu anderen Jugendlichen weltweit deren Eltern auch mit OM arbeiten. Sie sind an der Welt interessiert und ich denke auch, dass sie sich deshalb gut in Menschen aus verschiedenem Hintergrund hineinversetzen können und in unserer zunehmend globaler werdenden Welt in der Zukunft einen Auftrag haben.

Wie macht Ihr das mit der Schulbildung der Kinder?

Anne: Die Kinder sind in Südafrika in einen Kindergarten vor Ort gegangen. Nun sind sie im deutschen Schulsystem und im Kindergarten.

Natja: Unsere Kinder gehen auf die Regelschule der Stadt in die zweite und vierte Klasse. Dies ist auch eine große Herausforderung, da die Lehrmethoden doch sehr streng und steif sind. Ich unterrichte sie zu Hause noch im Fach Deutsch, ein Teammitglied aus Deutschland unterstützt mich dabei. Ich empfinde das Homeschooling als wunderbare Sache, da ich selber sehr viel über unsere Sprache lerne und auch täglich über schulische Themen im Gespräch bin. Manchmal ist es auch nervig, die Lehrerin der eigenen Kinder zu sein, und es gibt Streit oder Tränen. In unserer westlichen Welt wird die Bildung und Ausbildung als sehr hohes Gut betrachtet und ich komme langsam davon weg, dass meine Kinder alles und jedes wissen oder tun müssen. Ich habe Vertrauen und Mut gefunden (es war eine längere Reise), dass Gott auch dies unter seiner Kontrolle hat. Das Leben besteht doch aus weitaus mehr, also nur dem Schulzeugnis oder Uni-Abschluss oder?!

Lydia: Sie waren, bzw. sind alle in einem einheimischen Kindergarten und auch in einer einheimischen Grundschule. Wir haben aber auch parallel dazu mit dem Programm der Deutschen Fernschule gearbeitet, damit sie auch all das lernen, was sie in Deutschland in dem jeweiligen Alter lernen würden. Ab der 5. Klasse kann man dann nicht mehr die einheimische und die deutsche Fernschule parallel machen, weil das sonst im Umfang einfach zu viel wäre. So arbeiten unsere größeren Kinder seit der 5. Klasse nur noch mit dem Fernschul-Material und gehen zusätzlich vor Ort auf eine Musikschule, wo sie weiterhin Kontakt zu einheimischen Kindern haben und damit sie die Sprache nicht vergessen. Ich bin dankbar, dass wir unsere Kinder bei uns zu Hause unterrichten können und bin auch froh, dass wir immer wieder junge Lernhelfer und Lernhelferinnen haben, die uns beim Fernunterricht unterstützen, denn sonst könnte ich nebenher tatsächlich nicht mehr viel anderes tun.

Christiane: Wir haben hier das Glück, unser Kind auf eine deutsche Privatschule schicken zu können. Anfangs war es auch da nicht leicht, denn auch dort gab es Sprachbarrieren. In diese Schule kommen Kinder mit den verschiedensten Muttersprachen zusammen und da wird dann in den Pausen oft Englisch oder noch andere Sprachen vermischt gesprochen, sodass es vor allem für unsere jüngere Tochter am Anfang doch eine ganz schöne Herausforderung darstellte.

Miriam: Unsere Kinder gingen von Anfang an in den örtlichen Kindergarten und die Grundschule. Wir wollten, dass sie Englisch ohne deutschen Akzent lernen. Jetzt sind beide auf der Secondary School (weiterführende Schule ähnlich dem Gesamtschulprinzip). Ich ging während der Grundschulzeit einmal pro Woche in die Schule, um dort mit beiden Kindern für eine Stunde am Nachmittag eins zu eins Deutsch zu machen und anschließend bis Schulende in der Klasse zu helfen. Das war sehr hilfreich, um das hiesige Schulsystem kennenzulernen. Eltern sind hier jederzeit willkommen, in der Grundschule in den Klassen mitzuhelfen. Außerdem öffnete es Türen von unserer deutschen Kultur in den Klassen meiner Kinder (z. B. zum Thema Advent) oder sogar in einer „school assembly" (Schulversammlung) zum Thema Schulstart in Deutschland (Zuckertüten!) zu berichten. Als wir 2006 im Sommer als Familie gemeinsam mit einer Freundin aus unserer sendenden Gemeinde nach Moldawien reisten, um die OM-Arbeit vor Ort kennenzulernen, konnten wir im hiesigen Kindergarten Fundraising für einen moldawischen Kindergarten machen und anschließend sowohl im Kindergarten, als auch in der Grundschule von Moldawien erzählen. In der 5., 6. und 7. Klasse belegten beide Kinder Kurse für das Fach Deutsch, mit der Deutschen Fernschule und dem Fernlernwerk. Das war für sie schon extra Arbeit, da sie ihre Deutschaufgaben neben den normalen Hausaufgaben noch zusätzlich erledigen mussten, doch wir denken, es wird sich auf lange Sicht gesehen, für sie lohnen. Jetzt, wo beide Mädchen älter sind und den englischen GCSE machen (entspricht dem deutschen Realschulabschluss) und danach vielleicht noch die Sixth Form (entspricht der Kollegstufe) besuchen möchten, wollen wir darauf achten, dass sie für den A-Level (Abitur) eine Fächerkombination belegen, die ihnen später vielleicht auch ein Studium oder Ausbildung in Deutschland ermöglicht.

Was würdest du anderen Müttern raten, die in die Mission gehen wollen?

Anne: Es ist wichtig, dass man genau weiß, dass man als Familie in die Mission gerufen wird. Man muss auch ein klares „Ja" von Gott bekommen. Manchmal kann das Leben ganz schön einsam werden, wenn der Mann dann voll beschäftigt ist und man „nur" die erste Zeit zu Hause ist und alles managed und regelt. Aber da Wege zu finden, das Land kennenzulernen, die Menschen, die Kultur. Kinder helfen einem und sind ein guter Gesprächsstart. Suche dir jemanden, mit dem du reden kannst. Der deine Situation versteht, das Land und die Kultur versteht, dir Tipps geben kann und dir auch die Meinung sagt, wenn etwas schief geht.

Natja: Ich würde ihnen raten, nicht nur der Helfer des Mannes zu sein und ein isoliertes Leben vom Rest des Teams/Dienstes zu leben, da das auf Dauer einsam macht. Wenn sie eine Berufung haben, dann sollten sie mutig sein und Gott vertrauen. Mit Phil. 2,13-14: „Denn Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen. Tut alles ohne Murren und ohne Zweifel." Für seine Kinder zu beten und sie Gott anzubefehlen ist auch super wichtig. Vielleicht gibt es ja noch eine Mutter, mit der man (vielleicht über Skype) regelmäßig beten kann. Außerdem würde ich mit ihnen einen kurzen Besuch im Land zu machen, bevor sie sich endgültig auf die Ausreise vorbereiten. Das hilft evtl. beim Einstellen auf die Situation als Familie.

Lydia: Egal ob Mutter oder nicht: Jesus ist dein Vertrauen absolut wert! Man macht sich ja (vor allem vor der ersten Ausreise) Gedanken, wie das alles für die Kinder wird, ob sie den Wechsel und das ganz andere Leben überhaupt verkraften und dabei keinen Schaden nehmen. Bedenkenträger gibt es ja genug. Ich habe mir in der Situation immer wieder ins Gedächtnis gerufen, warum wir uns überhaupt aufmachen: Jesus liebt die Menschen, zu denen wir gehen, und möchte uns dazu benutzen, um ihnen das nahe zu bringen. Und Jesus liebt uns selbst genauso! Wenn er uns beruft, dann sorgt er auch für uns, auch für unsere Kinder! Wer unsere Kinder fragt, wird sicher hören, dass sie gerne dort sind, wo sie sind, und dass sie ganz bestimmt nicht bemitleidet werden wollen! Wir haben uns von Anfang an als Familie berufen gewusst, nicht nur wir als Eltern. Wir haben die verschiedenen Aufs und Abs auch bewusst als Familie durchlebt, und das hat uns näher zueinander gebracht! Keiner von uns bereut es, dass wir damals gegangen sind! Gott hat unser Leben, auch unser Familienleben, so reich gesegnet, da können wir nur staunen!

Christiane: Höre auf Gott, lass dich leiten und von anderen Betern begleiten und lass dich niemals von dem Abbringen, was Gott von dir möchte. Vor allem bleibe mit deinen Kindern immer im Gespräch und bete für sie. Für Kinder scheint es immer leichter, sich auf neue Menschen, Kulturen, oder Orte einzustellen, tut es aber nicht. Sie verarbeiten das eben alles nur anders. Und dann kommt es vielleicht erst nach Wochen oder gar Monaten heraus, dass es nicht leicht für sie ist und Heimweh macht sich breit. Uns persönlich hat als Familie auch sehr geholfen uns mit den Kindern im Vorfeld viel darüber auszutauschen, was auf uns zukommen wird und durch ein Buch viel schon vorweg über andere Kulturen herauszufinden. Da kam dann schon mal der „Aha Effekt", als dann solch eine, im Buch beschriebene Situation, auftrat – wirklich wertvoll!

Miriam: Es fällt mir ehrlich gesagt schwer, einen generellen Ratschlag zu erteilen, denn so viele Faktoren spielen mit – in welches Land man ausreist und welche Kultur (ich habe nur Erfahrung im europäischen Kontext) man vorfindet. Ich denke, Kinder sind auf jeden Fall ein Geschenk – denn mit ihnen kommt man schnell in die Gastkultur hinein und kann Kontakte knüpfen! Zwei meiner besten Freundinnen hier, die mit Glauben nicht viel am Hut hatten/haben, lernte ich in einem Spielkreis kennen. Ich denke, man darf mit Gottes Kraft ganz normal leben, und er schenkt dann Lösungen für Probleme, die im Heimatland vielleicht nicht aufgetaucht wären. Was ich selbst an den Briten schätze, ist die Entspanntheit, mit der sie an den Alltag herangehen, sich nicht den Kopf im Voraus unnötig zu zerbrechen, sondern Dinge gelassen auf sich zukommen zu lassen!

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